seit 2003 dokumentierte Fälle: "Selbstständiges Lösen" der Verbindung Atemanschluss-Lungenautomat

Vorfälle

Vorfall 1:

Atemschutzgerät: Überdruckgerät
Verbindung: M45-Spitzgewinde

Zu Übungszwecken wurde eine Kriechröhre mit abgenommenen Überdruckgerät passiert. Neben dem bekannten Abblasen unter Bewegung (vgl. Beinaheunfall in Rotterdam, Beinaheunfall in Wangen) kam es auch zu einer Lockerung der Verschraubung Lungenautomat-Maske. Der Zwischenfall kostete etwa 50 bar in 2-3 Min.

Quelle: Josef Mäschle

Vorfall 2

Sommer 2003, tagsüber
Lage: Kellerbrand
Atemschutzgerät: PA 94 Überdruck
Verbindung: M45-Spitzgewinde

Nach dem dritten kurzzeitigen Vorgehen (ca. 15. Minute) in einen Keller löste sich der Lungenautomat eines Kollegen. Er kannte den Weg ins Freie und traute sich eine schnelle Flucht zu. Dennoch atmete er Rauchgase ein und musste eine Nacht zur Beobachtung in eine Klinik. Dass der Automat abgefallen war realisierte der AGT offenbar nicht. Er flüchtete ins Freie ohne den Versuch zu wagen den Automaten vor den Atemanschluss zu halten. Die Gewinde wurden später in der eigenen Atemschutzwerkstatt mit einer Messlehre überprüft - ohne Befund. Man geht von einem Handhabungsfehler aus.

Der LA wurde vom Maschinisten unter Zeitdruck, ohne Handschuhe, angeschraubt.

Vorfall 3

06.09.03
Lage: OPS

Atemschutzgerät: DA 58 Normaldruck,
Atemanschluss: Panorama Nova.
Verbindung: Rundgewinde

Der AGT hatte sich den Automaten einschrauben lassen. Am Ende der "extremen" Übungsstrecke löste sich der Automat, konnte aber selbst wieder angeschraubt werden. Der AGT hat die Gewinde "kontrolliert", beide waren augenscheinlich OK. Der AGT geht von einem Anwendungsfehler aus.

Vorfall 4

06.09.03
Lage: OPS
Atemschutzgerät: PSS 100
Atemanschluss: Panorama Nova als Adapter für den Gallet-Helm
Verbindung:  ESA-Steckanschluss

Der AGT hatte vor dem Betreten einer extrem engen Kriechstrecke den Automaten selbst eingesteckt, ohne den festen Sitz zu überprüfen. Nach wenigen Metern fiel der Lungenautomat ab. Der AGT hat den Automaten sofort wieder eingesteckt und durch leichtes Ziehen auf den festen Sitz überprüft. Die fortgesetzte Übung verlief problemlos.

Hinweis: Beim OPS verloren in der Kriechstrecke von 55 Teilnehmern mind. vier AGT ihre Automaten (1 x Rundgewinde, 1 x ESA, 2 x Spitzgewinde)!

Vorfall 5

09.09.03
Lage: Gasbefeuerter Übungscontainer
Atemschutzgerät: PA 80 Überdruck (Leitung über linke Schulter, Anschluss zeigte in Richtung linke Körperhälfte)
Atemanschluss: Auer Ultra Elite
Verbindung: M45-Spitzgewinde

Der Trupp (bestehend aus 2 FM) war mit Auftrag Brandbekämpfung unter Vornahme eines HSR an einer C-Leitung in den Container vorgegangen. Der erste FM  (TrFü) hatte sein Übungsprogramm absolviert (ca. 5-7 Minuten) wobei er vom TrM durch Nachführen der Leitung unterstützt wurde. Es erfolgte im hinteren Drittel des Containers der Rohrwechsel auf den zweiten FM (TrM). Der TrFü bemerkte nun bevor der TrM sein Übungsprogramm im hinteren Übungsraum des Containers beginnen konnte ein zischendes Geräusch. Nachdem die eigene Ausrüstung regelgerecht arbeitete wies er den TrM auf das Geräusch hin. Dieser stellte fest, dass sich sein LA vom Atemanschluss komplett gelöst hatte. Der Trupp verließ den Container durch den Notausgang (Entfernung ca. 2m). Die Übungsleitung wurde über Funk mittels Notruf verständigt und die Übung wurde unterbrochen. Die Ausrüstung wurde einer Sichtprüfung unterzogen (ohne Feststellung von Veränderungen), die Verbindung LA/Atemanschluss wieder hergestellt und durch die Übungsleitung überprüft. Daraufhin wurde die Übung (unter verstärkter Beobachtung) ohne Zwischenfälle fortgesetzt. Die Verbindung LA/Atemanschluss wurde vor Beginn der Übung durch den Trupp gegenseitig hergestellt und durch Rütteln auf Festsitz sowie durch Sichtprüfung auf gleichmäßiges Einschrauben (gleichmäßiger Abstand Atemanschluss/Schraubring des LA) überprüft. Bis zum Eintritt des Zwischenfalls war die Funktion der Ausrüstung für den AGT subjektiv regelgerecht. Insbesondere war kein "Nebenluftgeräusch" oder Luftmangel festzustellen. LA und Atemanschluss waren bei der Prüfung/Reinigung nach Benutzung unauffällig.

Vorfall 6

24.04.04
Lage: Zimmerbrand
Atemschutzgerät: PA 94 Überdruck
Verbindung: M45-Spitzgewinde

Bei den Maßnahmen zur Brandbekämpfung verlor der Angriffstruppführer seinen Lungenautomaten, er begab sich in einen rauchfreien Raum und schloss den Lungenautomaten wieder an. Der Automat wurde auf der Anfahrt eingeschraubt.

Erkenntnisse:

Unabhängig von der Ursache für das Abfallen des Lungenautomaten ist festzustellen, dass dies innerhalb kurzer Zeit der zweite Fall ist. Neben einer verstärkten Kontrolle des richtigen Befestigens müssen Kontroll- und Rettungsmittel wie die Atemschutzüberwachung, die Sicherheitstruppausbildung und dessen konsequente Bereitstellung sowie die Anleiterbereitschaft ausgebildet und grundsätzlich angewandt werden - was zur Zeit leider nicht immer der Fall ist.

Quelle: Feuerwehr Osnabrück

Vorfall 7

22.11.04, früh morgens
Lage: Kellerbrand
Atemschutzgerät: PA 94 Überdruck
Atemanschluss: Futura
Verbindung: M45-Spitzgewinde

Während der Brandbekämpfung in einem Keller, wurde vom Gruppenführer der Flaschendruck abgefragt. Aufgrund der Nullsicht entfernte sich der Trupp wenige Meter vom Brandherd Richtung Ausgang. Bei der gegenseitigen Druckkontrolle löste sich der Lungenautomat vom Atemanschluss. Durch den kurzen Fluchtweg konnte der Keller glücklicherweise ohne Verletzungen verlassen werden.

Der Lungenautomat wurde vor dem Betreten der Einsatzstelle durch den Gruppenführer eingeschraubt. Dieser ist sich sicher den Automaten korrekt eingeschraubt zu haben. Er hatte die Handschuhe ausgezogen, also optimales Tastgefühl. Zudem war es keine hektische Einsatzstelle. Allerdings erschien ihm die Mitteldruckleitung relativ kurz.

Konsequenzen

Der betroffene Atemanschluss und der Überdruck-Lungenautomat mit Spitzgewinde wurde eingeschweißt und Dräger Safety zur kostenpflichtigen Überprüfung zugesandt. Der Vorfall wiederholte sich in den letzten 1,5 Jahren zum dritten Mal. Daher wird kurzfristig jeder Mitarbeiter nochmals auf die Problematik hingewiesen und in Notfallmaßnahmen unterwiesen. Es wurde angeordnet, nach dem Anschließen durch den Truppkollegen, den festen Sitz des Lungenautomaten zu überprüfen. Um jeden Mitarbeiter zu erreichen, wird eine Unterschriftenliste geführt. In der jährlichen Belastungsübung gem. FwDV7 wird zukünftig das gegenseitige Anschrauben in der Atemschutzübungsstrecke trainiert.

Quelle: Feuerwehr Osnabrück

Vorfälle 8 und 9

1999 bis 2004
Atemschutzgerät: PA 80 und PSS 100 Normaldruck
Verbindung: Rundgewinde

"In den letzten fünf Jahren verloren zwei Kollegen ihre Lungenautomaten: 1 x PA 80 und 1 x PSS100 - beide Normaldruck. Glücklicherweise waren beides Übungen, der LA wurde nicht selbst angeschraubt, es waren unterschiedliche Kollegen und alle berichteten ordnungsgemäß "geschraubt und kontrolliert" zu haben. Eine Überprüfung mit Messlehre ergab, dass technisch alles i.O. ist."

Quelle: U. Neumann, Werkfeuerwehr ROCHE Diagnostics GmbH, Leiter Atemschutz / Sachbearbeitung Technik

Vorfall 10

25.11.2004
Atemschutzübungsstrecke
Atemschutzgerät: PSS Überdruck
Verbindung: ESA
Atemanschluss: Panorama-Nova

PSS-Lungenautomat mit ESA-Anschluss löste sich selbstständig von einem Panorama-Nova-Atemanschluss während dem Durchgang einer Atemschutzübungsstrecke nach DIN 14093-1. Dieser Durchgang fand im Rahmen eines AGT-Lehrgangs statt; ein unsachgemäßes Anschließen des LA ist jedoch unwahrscheinlich, da 1. der Sitz des LA von einem Ausbilder überprüft wurde und 2. der LA erst einige Minuten nach Beginn der Übung abfiel, und dies bei normalem Kriechgang und nicht etwa besonderer Belastung durch Arbeiten o. ä.  Mechanische Belastung (Anstoßen an Wände der Strecke oder ähnliches) kann nicht ausgeschlossen werden, wurde vom AGT jedoch verneint. Nach erneutem Anschließen des LA konnte der Durchgang abgeschlossen werden; ca. eine Minute vor Ende der Übung schlug die Warneinrichtung an, wohl vor allem hervorgerufen durch das unkontrollierte Abblasen nach dem selbständigen Lösen, bevor der LA vom AGT wieder deaktiviert werden konnte.

Quelle: Adrian Ridder

Vorfall 11

Verbindung: ESA-Steckanschluss

Nachdem sich ein Kollege während der Anfahrt den Lungenautomaten eigenständig einsteckte, verlor er ihn beim Aussteigen aus dem LF.

Vorfall 12

05.01.2005
Lage: Wohnungsbrand
Atemschutzgerät: Interspiro Normaldruck
Verbindung: Rundgewinde

Ein Trupp wurde zur Brandbekämpfung eines Wohnungsbrandes im Erdgeschoß vorgeschickt. Der Zugang erfolgte durch eine Terrassentür. Als der Trupp ca. 3m ins Gebäude vorgedrungen war, löste sich der Lungenautomat vom Atemanschluss des Truppmanns, dieser konnte glücklicher weise schnell ins Freie gelangen. Als Rückzugssicherung wurde die C Leitung verwendet. Der FA erlitt keine Verletzungen. Nach Angaben des Trupps wurden die Lungenautomaten gegenseitig angeschraubt und kontrolliert. Maske und Lungenautomat sind aus dem Verkehr genommen worden und werden überprüft.

Vorfall 13

20.02.2005
Lage: RDA-Training
Atemschutzgerät:
Verbindung: ESA
Atemanschluss: Auer Ultra Elite

Während einer Angriffsübung in einer RDA bei dem Versuch einen Temperaturcheck durchzuführen, löste sich bei dem 1. FA unvermittelt der LA (ESA) und fiel herunter. Der 1. FA hielt die Luft an und trat sofort mit dem 2. FA den Rückzug an. Der 1. FA blieb unverletzt. Bei der anschließenden Ursachenforschung wurde festgestellt das ein Defekt an dem Atemanschluss (Auer Ultra Elite) aufgetreten war. Eine kleine Arretierung aus Kunststoff war gebrochen, wodurch der LA beim Anstecken nicht richtig arretierte und sich bei der Angriffsübung löste. Nach Aussage des 1. FA hatte es bisher damit keine Probleme gegeben.

Vorfall 14

05.03.2005
Atemschutzgerät: PA80 AE
Atemanschluss: Auer3S PF

Bei der vierteljährlichen Atemschutzübung löste sich während der Übung der Lungenautomat (LA 80). Die Verbindung wischen LA und Maske hat sich während der Übung selbstständig gelöst und ist abgefallen.

Quelle: Werkfeuerwehr Röhm GmbH & Co. KG

Vorfall 15

26.01.2006
Lage: Gebäudebrand
Atemschutzgerät: PA Überdruck
Verbindung: M45-Spitzgewinde

Am Boden liegend mit einem Strahlrohr in der Hand, war die Aufgabe des besagten Trupps, der gerade einen anderen Trupp abgelöst hatte, sich zum Brandherd vorzukämpfen. Als der Trupp sich nur ein wenig nach vorne gearbeitet hatte, löste sich der Atemanschluss eines Atemschutzgeräteträgers von der Maske (Überdruckgerät mit Schraubgewinde). Dieser merkte es aber erst als er den nächsten tiefen Atemzug machen wollte. Mit der Hand vor der Maske flüchtete der Trupp sofort in den rauchfreien Treppenraum, der als Fluchtweg vorgesehen war. Der Trupp meldete sich beim Einsatzleiter ab und der einzelne Mann begab sich zu den Sanitätern und dem Notarzt die zur Sicherheit abgestellt waren. Da der Puls sehr hoch und die Sauerstoffsättigung sehr niedrig waren, musste der Mann für 24 Stunden im Klinikum Traunstein beobachtet werden.

Konsequenzen

Der Vorfall wurde bei der Atemschutzaussprache, 10 Tage später, mit allen Atemschutzgeräteträgern besprochen. Die einzelnen Trupps werden angehalten sich noch genauer gegenseitig zu kontrollieren. Bei der zentralen Atemschutzsammelstelle bei Großbränden am GW Atemschutz Traunstein, wird in Zukunft noch genauer darauf geachtet, wie sich die Trupps ausrüsten.

Weitere Details

Quelle: http://www.feuerwehr-traunstein.de

Vorfall 16

05.06.2006
Lage: Garagenbrand
Uhrzeit: 1:20 Uhr
Atemschutzgerät: Dräger PA 80 ND
Atemanschluss: Panorama Nova

Während der Anfahrt rüstete sich der Angrifftrupp mit PA aus. Kurz vor Erreichen der Einsatzstelle ließ der Angriffstrupp die Lungenautomaten von gegenübersitzenden Kollegen anschrauben. Beim Truppführer gab es Probleme diesen anzuschließen, vermutlich auf Grund der schlechten Wegstrecke in einer Baustelle. Der Kollege signalisierte das der Lungenautomat angeschlossen sei, der Truppführer konnte das Atemgeräusch seines Lungenautomaten hören, kontrollierte durch kräftiges Ruckeln den Sitz des Lungenautomaten, dabei fiel dieser komplett vom Atemanschluss ab. Der Truppführer schraubte sich den Lungenautomaten dann selber an den Atemanschluss. Defekte an den Gewinden konnten nicht festgestellt werden.

Quelle: Thomas Weege, Feuerwehr Norden

Vorfall 17

18.04.2009
Lage: Wärmegewöhnung

(ar) Kreis Mettmann (NRW) Bei der Hohlstrahlrohr-Ausbildung in der holzbefeuerten Wärmgewöhnungsanlage (WGA) des Kreises Mettmann kam es zu einer Undichtigkeit am Lungenautomaten des Normaldruck-PA. Ungefähr 5 Minuten nach Betreten der WGA stellte der Betroffene Brandgeruch in der Maske fest und fühlte ein Brennen in den Augen. Es wurde nach Meldung an den Ausbilder sofort der Rückzug angetreten. Bei der anschließenden Überprüfung wurde festgestellt, dass sich der LA (Schraubgewinde) gelockert hatte. An das genaue Fabrikat von PA und Maske wird sich nicht mehr erinnert.

Quelle: Andreas Becker

Vorfall 18

26.06.2010
Lage: Wärmegewöhnung
Atemschutzgerät: Dräger PA 80 ND
Atemanschluss: Auer 3 S

Die FF Erkelenz betreibt seit September 2007 eine feststoffbefeuerte WGA. Die Ausbilder kommen aus den eigenen Reihen sowie Gastausbilder umliegender Berufsfeuerwehren mit Realbrand-Ausbildungsanlagen. Am 26.06.2010 hatten wir eine externe Feuerwehr zur Ausbildung bei uns, diese brachte Ihre eigenen Atemschutzgeräte mit. Hier speziell Atemanschluss Auer 3 S und Dräger PA 80 in Normaldruckausführung. Umgebungsbedingungen: Sommertag ca. 25°C Außentemperatur. Die Temperatur der WGA in der sich die Teilnehmer aufhielten betrug zwischen 80°C und kurzzeitig 120°C. Ein Durchgang durch die WGA dauert in der Regel zwischen 25 und 30 Minuten. Der betroffene Durchgang wurde von einem erfahrenen (6 Jahre) Realbrandausbilder begleitet. Beim Durchgang des ersten Dreiertrupps fiel nach ca. 20 Minuten beim Begehen einer „Krabbelstrecke“ der Lungenautomat eines Teilnehmers vom Atemanschluss ab, wobei dies vom Teilnehmer zunächst nicht selber bemerkt wurde, sondern nur durch den begleitenden Ausbilder, der die Paniköffnung der „Krabbelstrecke“ öffnete und den Teilnehmer sofort ins Freie verbrachte. Dort wurde der Teilnehmer von weiteren Ausbildern übernommen. Die beiden weiteren Teilnehmer setzten die Übung in Begleitung des Ausbilders fort. Hier löste sich dann der zweite Lungenautomat des nächsten Teilnehmers nach ca. 3 Minuten beim Begehen einer Engstelle in der Anlage. Hier ist es möglich, dass kurz Zug auf die Mitteldruckleitung eingewirkt hat. Auch dieser Verlust des LA wurde vom Teilnehmer selber nicht bemerkt. Der Ausbilder und der 3. Teilnehmer setzten den Lungenautomaten unter „Spülen“ auf die Maske auf und halfen dem Teilnehmer durch die Engstelle. Durch die „Mayday“-Meldung wurde der Sicherheitstrupp aktiviert, dieser musste aber nicht mehr eingreifen. Der Wärmegewöhnungsgang wurde an dieser Stelle abgebrochen. Beide Teilnehmer trugen keine gesundheitlichen Schäden davon und nahmen nach der Regenerationsphase weiterhin am Seminar teil.

Konsequenzen: In Zukunft wird speziell bei den genannten Gerätetypen auf ein Lockern des LA während der Übung/Temperatureinwirkung geachtet. Das bisher durchgeführte Sicherheitskonzept der WGA ist voll aufgegangen und wird in dieser Form beibehalten. Die Ausbilder-PA werden ggf. mit einem Zweitanschluss mit zweitem LA am PA ausgerüstet. Dies ist aufgrund der verschiedenen Gerätetypen (Steckanschluss/Schraubgewinde) bzw. -Techniken (Überdruck/Normaldruck) aber nur bedingt umsetzbar.

Quelle: FF Erkelenz -Realbrandausbildung- Ingo Rolfs http://www.wgaerkelenz.de

Vorfälle 19 - 21

05.05.2011
Lage: Realbrandausbildung
Atemschutzgerät: Dräger PA 94 AE
Atemanschluss: Panorama Nova

Flensburg (Schleswig-Holstein). Am Donnerstag, den 05.05.2011 ereignete sich bei einer Atemschutzübung der Berufsfeuerwehr Flensburg im Brandübungscontainer auf dem Gelände der Landesfeuerwehrschule in Harrislee gegen 09.30 Uhr ein Zwischenfall. Bei zwei Feuerwehrmännern trennte sich ohne Vorwarnung der Lungenautomat von der Atemschutzmaske. Bei einem Feuerwehrmann geschah dies während der laufenden Übung, als er sich im Container aufhielt und darauf wartete in den Truppfunktionen zum Löschangriff vorzurücken. Der Feuerwehrmann reagierte besonnen und verließ den Container sofort durch die geöffnete hintere Doppeltür. Verletzungen oder gesundheitliche Einschränkungen traten nicht ein. Bei dem zweiten Feuerwehrmann löste sich der Lungenautomat in dem Moment, in dem er die Übung beendete und den Container verließ. Bei einer Überprüfung der noch angelegten Geräte der übrigen Feuerwehrmänner wurde festgestellt, dass sich bei einem weiteren, dritten Feuerwehrmann der Lungenautomat gelockert hatte. Die betroffenen Geräte wurden daraufhin gekennzeichnet und sichergestellt.

Die Feuerwehr Flensburg hat die Zwischenfälle sehr ernst genommen und einen Untersuchungsbericht angefertigt. Die Probleme werden darauf zurückgeführt, dass mehrere Faktoren gleichzeitig eingetreten sind. Nach den Untersuchungen besteht bauartbedingt bei Lungenautomaten der PA 94-Reihe die Möglichkeit, dass sich der Lungenautomat von der Atemschutzmaske lösen kann, wenn der Mitteldruckschlauch fixiert wird und eine Krafteinwirkung in Drehrichtung des Lungenautomaten auftritt und wenn alte Einatemventilsitze verwendet werden. (Anm. von Atemschutzunfaelle.eu: Ähnliche Erfahrungen haben auch andere Feuerwehren gemacht, jedoch nicht veröffentlicht. In mind. einem Fall sind die Probleme nach einer Umrüstung der Geräte auf neuere Technik nicht wieder aufgetreten).

Download: Untersuchungsbericht der Feuerwehr Flensburg inkl. Stellungnahme des Herstellers

Quelle: Berufsfeuerwehr Flensburg

Vorfall 22

2014
Lage: Realbrandausbildung
Atemschutzgerät: MSA, Überdruck mit ESA-Steckanschluss

Zitat: Ich war in einem Brandhaus eingesetzt, um vorgehende Angriffstrupps während der Übungen mit der WBK zu überwachen. Bei einem Feuer im Keller ging ein Angriffstrupp vor und verließ den Raum direkt nach dem Betreten. Ein Abströmgeräusch war deutlich hörbar. Nach etwa einer Minute betrat der Angriffstrupp erneut den Raum und führte erfolgreich eine Menschenrettung und Brandbekämpfung durch. In der Nachbesprechung wurde der Angriffstrupp auf das Problem mit dem Lungenautomaten angesprochen. Ein Truppmitglied demonstrierte wie er seinem Kollegen den Lungenautomat angesteckt hat. Er war augenscheinlich fest. Erst beim nochmaligen „nachdrücken“ rastete der Lungenautomat mit einem hörbaren Klacken ein.

Quelle: der Betroffene ist der Redaktion bekannt

Vorfall 23

2015
Lage: Realbrandausbildung
Atemschutztechnik: Dräger PSS, Überdruck mit Spitzgewinde, LA über rechte Schulter im großen Bogen - HMK von MSA

Während insgesamt drei Angehörige der Feuerwehr und ein Trainer unter Atemschutz das Feuer im Container bekämpften, kam es plötzlich zu einer Luftnot. Einem der Feuerwehrangehörigen fiel plötzlich und ohne Vorwarnung der Lungenautomat ab, während er mit dem Strahlrohr löschte. Der Trainer reagierte sofort und brachte den betroffenen Feuerwehrmann direkt über einen Notausgang an die frische Luft. Der Feuerwehrmann atmete dabei etwas Rauch ein, blieb jedoch unverletzt. Nach Begutachtung der Ausrüstung konnte ein technischer Defekt sofort ausgeschlossen werden. Zudem war nach dem Anschließen des Lungenautomaten (vor Betreten der Anlage durch einen Kollegen) sowohl von einem Feuerwehrmann als auch vom Trainer die Verbindung zwischen Lungenautomat und Atemschutzmaske geprüft worden. Im Rahmen der Löschversuche sowie des Schlauchmanagements innerhalb der Anlage muss der Lungenautomat sich selbstständig gelöst haben. Nach Aussage des betroffenen Feuerwehrmannes trat in dieser Situation sofort eine Art „Schock“ ein und eigenes / richtiges Handeln (=wo könnte der Fehler sein) war nicht mehr möglich. Sicherlich zeigt dieser Fall das im Rahmen der AGT-Ausbildung insbesondere das Verhalten in Notfällen besonders trainiert werden sollte.

Vorfall 24

Lage: Zimmerbrand
Atemschutztechnik: ESA, Dräger PSS 500 mit Panorama Nova

Zimmerbrand in einem Senioren- und Pflegeheim. Der A-Trupp rettet eine Person aus dem brennenden Zimmer, bei der Rettungsaktion verhakte sich die Mitteldruckleitung. Der Lungenautomaten löste sich. Der Kamerad wurde mit einer leichten Rauchvergiftung im Krankenhaus behandelt. Nach dem Vorfall wurde eindringlich darauf hingewiesen, wie die Verbindung von Maske und Lungenautomat herzustellen ist: Einstecken und ca. eine halbe Umdrehung nach rechts, so dass der Automat hörbar einrastet.

Vorfall 25

Lage: Belastungsübung
Atemschutztechnik: ESA, Dräger PSS 7000 mit Panorama Nova

Beim Durchkriechen der Strecke wurde der Lungenautomat von der Maske getrennt.

Vorfall 26

Datum: 11.07.2015
Lage: Brandeinsatz - Außenangriff
Atemschutztechnik: Rundgewinde, Normaldruck, Dräger PSS 90 mit Panorama Nova

Der Lungenautomat wurde an der Rauchgrenze vom Trupppartner eingeschraubt. Der Trupp war im Außenangriff eingesetzt, jedoch auf engem Raum. Zum Einsatzende, nach viele Bewegungen, löste sich der Lungenautomat. Glücklicherweise stand der Trupp zu diesem Zeitpunkt nicht direkt im Rauch und konnte den Gefahrenbereich problemlos und umgehend verlassen. Spätere Tests und Inaugenscheinnahme der Atemschutztechnik waren ohne Befund. Möglicherweise war der Automat nicht fest genug eingeschraubt.

Vorfall 27

Datum: 18.07.2016
Lage: Belastungsübung in Übungsstrecke
Atemschutztechnik: Spitzgewinde, Überdruck, MSA

Beim Durchgang durch die Atemschutzstrecke musste vor einer Engstelle (Röhre) das Atemschutzgerät abgesetzt werden. Nach dem das Gerät wieder geschultert wurde, löste sich der Lungenautomat. Offensichtlich hatte sich die Verschraubung versehentlich losgedreht. Zitat: "Vermutlich bin ich mit dem Schraubring über den Boden der Röhre geratscht, bis er lose war.".

Vorfall 28

Datum: 11.08.2023
Lage: Wohnungsbrand
Atemschutztechnik: Rundgewinde, Normaldruck

Helmstedt (Niedersachsen). Die Ortsfeuerwehr Helmstedt wurde mit dem Löschzug am Freitag, den 11.08.2023 um 01:23 Uhr zu einem Wohnungsbrand in einem Mehrfamilienhaus alarmiert. Vor Ort bestätigte sich die Lage. Es brannten Einrichtungsgegenstände im Dachgeschoss eines zweistöckigen Wohngebäudes. Personen waren nicht mehr im Gebäude.

Der Angriffstrupp des ersteintreffenden Löschfahrzeugs ging unter der Vornahme einer C-Leitung durch den Treppenraum zur Brandbekämpfung in die Brandwohnung vor. Während der Brandbekämpfung löste sich der Lungenautomat des Truppführers vom Atemanschluss. Der Truppführer gab seinem Truppmann ein Zeichen und hielt die Luft an. Der Trupp verließ daraufhin geschlossen die Brandwohnung über ihren Angriffsweg. Eine Drehleiter stand zu diesem Zeitpunkt bereits als Anleiterbereitschaft bereit und der Trupp war über deren Position informiert.

Vor der Brandwohnung wurde der Lungenautomat sowie der Atemanschluss durch den Trupp kontrolliert. Beide waren technisch einwandfrei. Vermutlich wurde der Lungenautomat (Rundgewinde) beim Anschließen (Über Kreuz durch den Truppmann) schräg oder nicht komplett fest angeschlossen. Eine Kontrolle durch den Truppführer nach dem Anschließen erfolgte nicht. Der Truppführer schloss den Lungenautomat erneut an und der Trupp setzte seinen Einsatzauftrag fort. Der Vorfall wurde im Einsatzbericht sowie prophylaktisch im Verbandbuch dokumentiert.

Quelle: Nikolas Walther, Ortsbrandmeister der Ortsfeuerwehr Helmstedt

Rundgewinde - Spitzgewinde - Steckanschluss

Die "alte" Normaldrucktechnik scheint aufgrund des Rundgewindes problemloser zu sein. Ein aussagekräftiges Ergebnis konnte durch die Atemschutzunfaelle.eu-Umfrage jedoch nicht erzielt werden, da nur wenige Vorfälle gemeldet wurden.

Empfehlungen

Das Problem von lösenden Lungenautomaten ist offenbar keine Seltenheit. Neben Zwischenfällen im Übungsbetrieb (Strecke, Container...) kommt es immer wieder auch im Einsatzdienst zu diesen Problemen. Wie hoch ist die Dunkelziffer? Es stellt sich die Frage ob immer ein Handhabungsfehler vorliegt. Sollte es sich wirklich um Handhabungsfehler handeln, so ist die Lösung in einer intensiveren Ausbildung und in der Verbesserung der Atemschutztechnik zu suchen.

Gegenseitiges Anschließen des LungenautomatenGrundsätzlich sollten die folgenden Punkte beachtet werden:

In der Aus- und Fortbildung muss unbedingt ein Notfalltraining forciert werden, ein alternativer Atemschutz zur Selbstrettung muss trainiert werden. Erster Grundsatz sollte sein, seinen Truppkollegen sofort zu informieren und sich auf den Boden zu legen (in der Hoffnung dort weniger Schadstoffe zu inhalieren). Wenn der Automat nicht vor den Atemanschluss gebracht werden kann, kann die Luft möglicherweise z. B. durch einen Handschuh "gefiltert" werden (extremer Notfall, letzte Chance). Eine bessere Alternative wäre natürlich eine Fluchthaube aufzusetzen. Mind. eine Fluchthaube sollte für eine evtl. Menschenrettung in jedem Trupp standardisiert mitgeführt werden. Parallel zu diesen Maßnahmen muss der Sicherheitstrupp dem betroffenen Trupp mit einer Luftversorgung (z.B. Sicherheitstrupp-Tasche) entgegenkommen.

Allzu oft werden Vorfälle bagatellisiert und nicht gemeldet. Daher bitten wir nochmals um jede Meldung an Atemschutzunfaelle.eu bzw. an das Referat 8 der vfdb (Meldebogen "Atemschutzunfaelle.de").

Die o. g. Inhalte veröffentlichte Atemschutzunfaelle.de im Jahr 2004 in der Zeitschrift "Feuerwehr", in der Serie "Notfalltraining Atemschutz" (siehe Download).