2002 - Probleme mit Lungenautomaten - Störungen/Ausfall der Luftversorgung - erhöhter Einatemwiderstand
(tz)
Vorgeschichte
Ende des Jahres 1996 hat die Feuerwehr Mannheim ihr komplettes Atemschutz-Equipment umgestellt. Nach langen Recherchen, bei denen geklärt werden sollte welchem System (Überdruck oder Normaldruck) der Vorzug zu geben wäre, wurde entschieden beim Normaldruck zu bleiben. Des Weiteren wurde durch Versuche mit Geräten von verschiedenen Herstellern ermittelt, welcher Gerätetyp am einfachsten zu warten ist. Diese Aufgabe wurde unseren Atemschutz-Gerätewarten übertragen. Durch Auswertung von Fragebögen kristallisierte sich dann ein Gerätetyp heraus. Aufgrund dieser Entscheidungsfindung wurden 270 Geräte des Typs Auer BD 96 durch die Feuerwehr Mannheim beschafft. Des Weiteren wurden sämtliche Bund-Geräte gegen denselben Typ ausgetauscht, so dass augenblicklich 310 Geräte im Umlauf sind. Die Geräte werden mit 6,8l-CFK-Flaschen (kurze Bauform) sowohl als Ein- als auch als Zwei-Flaschengeräte (Twin-Pack) betrieben. Diese Ausrichtung auf einen Gerätetyp bietet erhebliche Vorteile sowohl bei der Wartung und Ersatzteilbevorratung als auch bei der Aus- und Weiterbildung des Personals, sie hat natürlich auch Nachteile wie nachfolgend noch erkennbar wird.
Zwischenfälle
Im Dezember 2002, also genau 6 Jahre nach der Beschaffung, kam es zu einem Vorfall bei zwei Geräten. Bei einem Einsatz traten Störungen in der Luftversorgung auf, dies äußerte sich durch einen erhöhten Einatemwiderstand. In einem Fall fiel die Luftversorgung kurz nach Inbetriebnahme ganz aus. Da unser Atemschutzzentrum entsprechend ausgerüstet ist sind wir noch am selben Tag tätig geworden und versuchten mit Prüfstandsläufen den Fehler zu reproduzieren, was in einem Fall auch gelang. Am folgenden Tag konnten wir den Fehler dann ermitteln. Um eine Vereisung auszuschließen wurde der Feuchtigkeitsanteil in der Luft des Atemluftkompressors gemessen, dieser befand sich jedoch innerhalb zulässiger Parameter.
Ursache
Im lungenautomatischen Ventil des LA des BD 96 befindet sich ein Steuerkolben der mit einem Spezialfett gefettet ist. Da die Lungenautomaten drucklos gereinigt wurden, konnte durch unbeabsichtigtes Betätigen des Öffnungshebels -und damit Öffnen der Membran- Reinigungsflüssigkeit in das lungenautomatische Ventil gelangen. Im Laufe der Zeit wurde das Spezialfett ausgewaschen und die einwandfreie Beweglichkeit des Steuerkolbens war nicht mehr gewährleistet, dadurch stieg der Einatemwiderstand an, was bis zur Blockade führen konnte. Im Rahmen unserer Recherchen haben wir ermittelt, dass seitens des Herstellers Lungenautomaten nur noch unter Druck gereinigt werden. Dadurch ist das Eindringen von Reinigungsflüssigkeit in das lungenautomatische Ventil ausgeschlossen.
Konsequenzen
Als Reaktion auf diese Erkenntnis haben wir noch in derselben Woche an allen Reinigungsbecken Druckluftanschlüsse (Atemluft) installiert. Über ein Verteilerstück, das in die Becken eingehängt werden kann, können nun pro Beckenanschluss 8 LA gleichzeitig eingeweicht, gereinigt und desinfiziert werden.
Aufgrund des Vorfalls und der vfdb-Richtlinie 0804 (6-jährige Grundüberholung der LA) haben wir die lungenautomatischen Ventile aller unserer LA gegen werksüberholte Ventile ausgetauscht (310 PA, 50 Übungs- und 25 Reserve-LA). Bei unseren Recherchen hat sich der Hersteller, die Firma MSA Auer, sehr kooperativ gezeigt. Auch hinsichtlich der Kosten für den Austausch ist uns Auer sehr weit entgegen gekommen.
Doch nun möchte ich noch auf den Nachteil eingehen der durch die Ausrichtung auf nur einen Gerätetyp entsteht. Aufgrund des Vorfalls hatten wir alle Pressluftatmer außer Dienst genommen. Da wir keine Redundanz in Form anderer Gerätetypen vorhalten und da es auch nicht möglich war sofort eine ausreichende Anzahl von LA mit werksüberholten, lungenautomatischen Ventilen auszustatten standen wir somit vor einem Problem. Dies wurde dadurch gelöst, dass uns umliegende Feuerwehren leihweise Pressluftatmer zur Verfügung gestellt hatten. Da die Anzahl jedoch nicht ausreichend war wurden unsere PA teilweise weiterverwendet, dabei führte jeder Atemschutzgeräteträger einen zweiten, angeschlossenen LA mit sich. Dies war deshalb möglich, da alle unsere PA in der Mitteldruckleitung mit einem Y-Stück für einen Zweitanschluss ausgestattet sind. Die Vorgehensweise war deshalb vertretbar, weil das Versagen nur an 2 von 385 LA festgestellt wurde und zuvor nie Probleme aufgetreten waren. Man konnte also davon ausgehen, dass nicht schlagartig alle Lungenautomaten ausfallen würden.
Die wichtigste Erkenntnis ist folgende, die Lungenautomaten des BD 96 müssen zwingend unter Druck gereinigt werden.
Quelle:
Rüdiger Scholze
Feuerwehr Mannheim
Feuerwache Nord Abt. 37.3 Technik - SgL. Atemschutz / Allg. Beschaffung
Auf dem Sand 87-89 - 68309 Mannheim
Tel. 0621/ 32 888-202 - Fax 0621/ 32 888-203
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Anmerkung
Um Lungenautomaten unter Druck reinigen zu können, müssen entsprechende Armaturen vorhanden sein.